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14 März, 2021 

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Über Wenden und Sorben

Wenden und Sorben - ein alter Streit - und auch eine neue Hoffnung.

  Der Nordosten von Sachsen, die Oberlausitz, und der Südosten von Brandenburg, die Niederlausitz, sind, was über deren Grenzen hinaus kaum bekannt ist, zweisprachige beziehungsweise sogar dreisprachige Gebiete, in denen seit Jahrhunderten die Volksgruppe der Sorben in der Oberlausitz und die der Wenden in der Niederlausitz beheimatet sind. Um 500 wanderten die Wenden - westslawische Bauern und Fischer - in den Spreewald ein. Sie gehörten zu dem Volksstamm der Lusizer und kamen aus den jetzigen Gebieten um Weißrussland. In der Hochzeit der Besiedlung waren deren Siedlungsgebiete bis hoch zur Ost- und Nordsee ausgedehnt: Vom Wendland, entlang der Elbe bis in die Nähe von Wittenberg, weiter bis an die Neiße und diese Richtung Norden entlang der Oder bis zur Ostsee. Ortsnamen mit den Endsilben -ow, -itz und -in sind meist auf Gründungen aus dieser Zeit zurückzuführen. Die Sorben sind höchstwahrscheinlich um 1400 vom Süden, bis an die Linie Wittenberg (an der Elbe)-Spremberg-Muskau eingewandert. (Es existieren in der Geschichtsschreibung dazu jedoch einige widersprüchliche Ansichten).
Obwohl die Wenden und die Sorben ihrer ursprünglichen Herkunft nach aus dem slawischen Raum stammen, so gibt es doch zahlreiche kulturelle und sprachliche Unterschiede. Innerhalb des slawischen Sprachbereichs sind ohnehin mehr oder weniger deutliche Abweichungen hinsichtlich der einzelnen Sprachen auszumachen. Die Hauptworte weisen bei all diesen Sprachen in der Regel Ähnlichkeiten auf, aber dennoch haben viele Worte eine vollkommen andere Bedeutung.
Ein weiterer Unterschied betrifft die Religion: Die Sorben sind zumeist katholisch. Während bei den Wenden, die vor 1400 Jahren eingewandert sind, lange der heidnische Glaube vorherrschte. Erst nach und nach erfolgte ein Wechsel zum protestantischen Glauben. Aus diesem Grund sind auch heute noch viele Traditionen mit heidnischem Ursprung anzutreffen. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war in den Zentren der Niederlausitz Wendisch die am meisten gesprochene Sprache. In der Oberlausitz war Sorbisch - noch bis weit ins 20. Jahrhundert - die Hauptsprache. Dort setzte sich die deutschen Sprache erst mit Beginn des 3. Reiches durch, die Verwendung der sorbischen Sprache in der Öffentlichkeit wurde in dieser Zeit sogar verboten. In Ansätzen galt dieses Verbot ebenso in der Niederlausitz, aber durch den ohnehin bereits vorhandenen stärkeren Gebrauch der deutschen Sprache in dieser Region wurden Verstöße selten geahndet. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und mit Gründung der DDR wurde eine Vertretung der sorbischen und wendischen Minderheiten im Staatsgefüge geschaffen. Dies war die "Domowina". Unter dieser Organisation wurden beide Volksgruppen zu einer vereint. Die "Domowina" war mit Sitz und Stimme in der Volkskammer der DDR vertreten, sie betrieb eigene Schulen, Kindergärten und gab auch eine Zeitung - den "Nowy Casnik" (Neue Zeit) - heraus. Es gab und es gibt bis jetzt im Hinblick auf diese Vereinigung von den verschiedensten Seiten die unterschiedlichsten Ansichten. Unabhängig davon ist eines sicher: Wäre es nicht zu dieser staatlich verordneten Vereinigung gekommen, gäbe es heute wahrscheinlich keine Wenden und bestimmt nur noch wenige Sorben in der Lausitz. Ebenso sähe es in dieser Hinsicht mit Traditionen und der Weitergabe der Sprache aus. Da es seit der Zusammenführung von Wenden und Sorben einige Spannungen zwischen den Gruppen gab, sind seit einigen Jahren Bestrebungen im Gange, eine Trennung zumindest sprachlich und kulturell in die Wege zu leiten. Man möchte wieder den Gebrauch einer rein wendischen Sprache und eine stärkere Betonung der wendischen Traditionen erreichen. Die im Laufe der Zeit aus dem Sorbischen übernommenen Bräuche sollen weniger und wendische Bräuche mehr zum Tragen kommen.
Die Förderung der wendischen Sprache und Tradition hat sich ein, am 21.05.2000 in Werben/Wjerbno gegründeter, Verein mit Namen "PONASCHEMU e.V." zur Aufgabe gemacht. Auch eine Publikation des Vereins ist als Beilage von "Der Märkische Bote" mit dem Namen "Serske lopjeno - Wendisches Blatt" zu Weihnachten 2000 erstmals erschienen. Man kann gespannt sein, ob die kommenden Jahre ein Aufblühen der ursprünglichen wendischen Sprache und Traditionen mit sich bringen werden. Meiner Meinung nach würde dies auch bei vielen Jugendlichen ein besseres Verständnis hinsichtlich Pflege von Sprache und Tradition mit sich bringen.

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